Zum 80ten Geburtstag von Ulrike Holler- Beitrag von Ute Knie

Foto privat: Ute Knie und Ulrike Holler

Lange bevor wir uns persönlich kennen lernten, kannte ich Ulrikes Stimme im hr. Obwohl ich keine passionierte Radiohörerin war, hätte ich ihre Stimme sogar bei einer Wetteransage oder Staumeldung auf der A5 erkannt. Wenn sie moderierte, hörte ich neugierig zu, schätzte ihre klugen Fragen, ihr Lachen und lebhafte Moderation. Sie hat ein großes journalistisches Talent und ich mag ihr Temperament.

1985 interviewte mich Ulrike in den Räumen des Evangelischen Pressedienstes für eine Sendung über streitbare Frauen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.  Später nochmal für die Aktion „Protestwelle Frauenarbeitsstelle“.

1986 moderierte sie das „Frauenhearing in der EKHN“. 500 Personen saßen in der Aula der Evangelischen Fachhochschule in Darmstadt, 450 Frauen und 50 Männer. Die Mitglieder der Kirchenleitung hörten einen Tag zu, welche Statements und Frauenforderungen vorgetragen wurden. Nach meinem Beitrag zu dem „Götzendienst des Männlichen“ in der Kirche war es plötzlich mucksmäuschenstill. Niemand reagierte, kein Zwischenruf, kein Klatschen oder andere Reaktion.

Ulrike neigte sich mir zu und raunte: „das war riskant- hoffentlich kostet es Sie nicht ihren Job“. Und sie forderte das Plenum auf zu reagieren. Eine Teilnehmerin stand auf und sagte, das war ein mutiger Beitrag.

Als Moderatorin segelte Ulrike mit Geschick und Bravour durch diese Frauenanhörung, eröffnete Räume für Zorn, Ärger und fordernde Statements. Sie konfrontierte gelassen die Mitglieder der Kirchenleitung, und ich staunte, welche Voten sie herauslockte.  Nach der Veranstaltung gab es ein Gespräch mit den Moderatorinnen und der damaligen Akademiedirektorin Leonore Siegele-Wenschkewitz, für den Fall, dass die Kirchenleitung mir mit einem Berufsverfahren drohen sollte. Diese solidarische Aktion erinnere ich lebhaft.

Bei der Protestwelle zur Schließung der Frauenarbeitsstelle in der EKHN kam Ulrike mit einem Sendewagen des hr. Bereits im Foyer ging sie mit Mikrofon dem Kirchenpräsidenten entgegen und befragte ihn zu der Aktion. Er war total verblüfft, fragte: „Sind wir auf Sendung?“ und  konnte ihren direkten Fragen nicht ausweichen. Das ist eine Fähigkeit, die ich an Ulrike sehr schätze. Sie konfrontiert, verblüfft ihr Gegenüber, bereitet sich sehr gut vor und kann mit ihren Fragen jonglieren.

Bei einer der ersten Livestream-Sendungen während der Coronazeit  moderierte Ulrike 2021 in der Akademie Frankfurt das Gespräch über Frauenbewegung in der EKHN.  Knappe präzise Fragen und sie schafft es, das Ungesagte hervorzuholen. Sie macht Verschwiegenes und Verdecktes deutlich, pointiert, wiederholt und macht wichtige Aussagen stimmig:  Mit ihrer schönen Stimme.

Danke Dir, liebe Ulrike, für die langjährige Freundschaft und Zuneigung.

Ich wünsche Dir und uns weiterhin sisterhood als kämpferische Protestantin im interkulturellen, interreligiösen und internationalen Kontext. Bleibe so neugierig, lebe vergnügt mit Deinen Lieben und schenke uns weitere Zeit Deiner Gegenwart.

„Ulrike presente!“

Zum 80ten Geburtstag von Ulrike Holler- Beitrag von Ute Knie
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