Gründungsgeschichte

Feministische Theologie blieb bis Mitte der 1990er Jahre an deutschen Universitäten völlig außen vor. Die Versuche engagierter Frauen, ein entsprechendes Fach zu etablieren, waren allesamt gescheitert. Erst 2003 rief die Augustana-Hochschule in Neuendettelsau eine Professur für Feministische Theologie ins Leben – es ist bis heute bundesweit die einzige.

Dabei hatte die Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 1993 große Hoffnungen geweckt. Unter dem Leitthema „Frauen und Männer in der Kirche“ wurde damals in einem eigenen Ausschuss intensiv über das Anliegen der Feministischen Theologie diskutiert. Dieser bescheinigte die Notwendigkeit, die Feministische Theologie wissenschaftlich zu erarbeiten und zu untersuchen. Er brachte einen Antrag zur Errichtung eines entsprechenden „Stiftungslehrstuhls Feministische Theologie“ in der EKHN ein. Die Synode stimmte dem Stiftungslehrstuhl  mit großer Mehrheit zu; die Kirchenleitung lehnte jedoch ab und forderte eine Vereinsgründung als Voraussetzung für Stipendienvergabe.

Im Juni 1996 wurde in den Räumen der Frankfurter Goethe- Universität der „Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre e.V.“  von der Initiativgruppe und  Mitgliedern der snodalen Dekadegruppe gegründet. Nach der Vereinsgründung wurden vier Stipendien zur Habilitation und Promotion vergeben.

Auf den regelmäßigen Mitgliederversammlungen waren die Stipendiatinnen, sowie Theologinnen und Theologen aus dem feministischen Arbeitsfeld mit wissenschaftlichen Vorträgen zu Gast. Dank mehrerer positiv beschiedener Anfragen zur finanziellen Unterstützung von Veröffentlichungen konnte der Verein  eine Ringvorlesung an der Goethe Universität durchführen und im Laufe der Zeit vier Stipendiatinnen begleiten. Zwei von ihnen schlossen ihre wissenschaftlichen Arbeiten ab, zwei mussten sie aus persönlichen Gründen vorzeitig beenden.

Im Jahr 2000 beschloss der Verein, in zweijährigen Rhythmus einen besonderen Preis für wissenschaftliche oder projektbezogene Arbeiten auf dem Feld der Feministischen Theologe oder Gender Studies in der Theologie auszuschreiben: den Leonore Siegele-Wenschkewitz-Preis. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert und bringt die feministische Theologie damit alle zwei Jahre wieder in die Öffentlichkeit. Verliehen wird er vom Verein zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre,  in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der Evangelischen Akademie Frankfurt und dem Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. In Kooperation mit dem Verein vergibt die EKHN zudem seit 2017 einen mit 500 Euro dotierten Nachwuchspreis für jüngere Theolog*innen. Dieser Preis wird gemeinsam mit dem „Leonore-Preis“ im Rahmen eines Festaktes vergeben.

Trotz der Erfolge des Vereins wurde das ursprüngliche Anliegen nicht ad acta gelegt. Wie die langjährige Vorsitzende und Mitbegründerin Heidi Rosenstock in ihrem 2020 verfassten Rückblick klar stellt, gilt nach wie vor die Forderung: „Wir wollen einen Lehrstuhl für Feministische Theologie. Denn Integration in andere Fachbereiche durch projektbezogene Kooperation sei zwar lobenswert. Aber für eine angemessene Forschungs-und Lehrtätigkeit führe an einem etablierten Lehrstuhl kein Weg vorbei“.

 

gez. Doris Stickler, Heidi Rosenstock, August 2020

Vereinsvorsitzende:

1996- 2002, Heidi Rosenstock, Stellv. Prof Erhard Gerstenberger

2002- 2005 Prof Dr. Gury Schneider- Ludorff, Stellv. Heidi Rosenstock

2005- 2021 Dr. Hanne Köhler, Stellvertretungen Heidi Rosenstock, Gisela Keßler, Dr. Sarah Jäger

seit 2022 Prof Dr. Renate Jost, Stellv. und 2.te Vorsitzende Prof. Dr. Sarah Jäger

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